Stellungnahme des GeStEIN e.V. zur geplanten Schließung des Standorts der Angewandten Geowissenschaften an der TU Darmstadt
“GeStEIN” stellt sich gegen die geplanten Stellenstreichungen im Bereich Geowissenschaften an der Technischen Universität Darmstadt
Darmstadt. Am 19.12.2005 soll im Präsidium der Technischen Universität Darmstadt aufgrund des hessischen Hochschulpaktes eine Schließung der Geowissenschaften beschlossen werden. Aktuell sind schon die beiden Lehrstühle Geologie sowie Mineralogie und Petrologie nicht besetzt. In zwei Jahren werden die Ingenieurgeologie und die Hydrogeologie frei, die auch nicht neu besetzt werden sollen. Dies führt zu einer Unstudierbarkeit, was unweigerlich zu einem Wegfall der Studiengänge führen würde.
Der Verein “GeStEIN e.V.”, das Geowissenschaftliche Studentische Erfahrungs- und Interessennetzwerk, verbindet seit vielen Jahren Studierende, Nachwuchswissenschaftler*innen und junge Berufstätige in den Geowissenschaften und setzt sich für ihre Interessen ein. Als bundesweites Netzwerk beobachten wir die Entwicklungen an Hochschulen sowie auf dem internationalen Arbeitsmarkt – insbesondere dort, wo technische und angewandte geowissenschaftliche Kompetenzen eine Schlüsselrolle spielen.
Die geplante Schließung des Instituts für Angewandte Geowissenschaften an der Technischen Universität Darmstadt erfüllt uns deshalb mit großer Sorge. Die Entscheidung würde nicht nur den Studierenden wertvolle Ausbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten nehmen, sondern auch einen global relevanten Fachkräftebedarf ignorieren.
Weltweit steigender Bedarf an geowissenschaftlicher Expertise
Angewandte Geowissenschaftler*innen werden überall auf der Welt dringend benötigt: in Infrastrukturprojekten, in der Erkundung und nachhaltigen Nutzung von Rohstoffen, in der Energiegewinnung, im Risikomanagement geologischer Prozesse sowie im Wasser- und Umweltsektor.
Internationale Unternehmen, Behörden, NGOs und Forschungseinrichtungen konkurrieren bereits heute um qualifizierte Fachkräfte, da geowissenschaftliches Know-how unerlässlich ist für:
den Ausbau erneuerbarer und geothermischer Energiequellen
die sichere und nachhaltige Gewinnung von Bau-, Industrie- und kritischen Rohstoffen
die Sicherung und Bewirtschaftung von Grundwasserressourcen
geotechnische Planung, Baugrunduntersuchungen und Infrastrukturentwicklung
den Umgang mit Naturgefahren und die Anpassung an den Klimawandel
Absolvent*innen der TU Darmstadt finden regelmäßig unmittelbar nach dem Studium Beschäftigung – ein klares Zeichen dafür, dass die Ausbildung stark nachgefragt und international anschlussfähig ist.
Ein Rückschritt im internationalen Wettbewerb
Die Einstellung eines angewandt-geowissenschaftlichen Studiengangs an einer forschungsstarken Universität wie der TU Darmstadt wäre im internationalen Vergleich ein deutlicher Rückschritt. Während viele Länder derzeit massiv in geowissenschaftliche Ausbildung und Forschung investieren, wird an der TU Darmstadt ein Standort aufgegeben, der Studierenden eine technisch orientierte, praxisnahe und interdisziplinäre Qualifikation ermöglicht. Auch ist der in Darmstadt etablierte Forschungsschwerpunkt mit allen technischen Ansätzen und fachlichem Wissen nicht in dieser Form wiederherstellbar. Des Weiteren fehlt dann in der Forschungslandschaft eine wichtige geowissenschaftliche Institution mit ihrem gesamten Netzwerk sowohl in der regionalen Entwicklung als auch in internationalen interdisziplinären Forschungskooperationen. Dieses Netzwerk ermöglicht der TU Darmstadt international, um Forschungsgelder einzuwerben, ohne die Geowissenschaften als interdisziplinäres Forschungsfeld fehlt die Anschlussfähigkeit in vielen Forschungsbereichen, wie Klimaforschung, Umwelt und zukunftsträchtigen Forschungen in der Geoinformatik.
Der Verlust eines solchen Angebots und Netzwerkes lässt sich nicht einfach kompensieren – weder durch andere Hochschulen noch durch verwandte Studiengänge.
Geowissenschaften als Schlüssel für globale Zukunftsfragen
Die geowissenschaftlichen Disziplinen stehen weltweit im Zentrum zentraler Zukunftsthemen: Energieversorgung, Rohstoffsicherheit, Trinkwasserverfügbarkeit, Klimaanpassung, Bodenschutz und nachhaltige Ressourcennutzung. Die Expertise im Umgang mit dem Untergrund ist eine der wenigen Kompetenzen, die sich nicht digital substituieren lassen. Sie basiert auf Daten, Erfahrung, Gelände- und Laborarbeit, Modellierung und ingenieurgeologischer Praxis.
Eine Schwächung dieser Ausbildung bedeutet auch eine Schwächung der Fähigkeit, globale Herausforderungen verantwortungsvoll anzugehen.
Unverständnis über die Schließungsabsicht – und klare Forderung
Vor diesem Hintergrund ist es für uns nicht nachvollziehbar, warum ein Studiengang aufgegeben werden soll, dessen Relevanz national wie international stetig steigt und dessen Absolvent*innen hohe Beschäftigungssicherheit genießen. Und deren Ausbildungsstätte einen ausgezeichneten Ruf in der Qualifikation ihrer Absolvent*Innen genießt.
GeStEIN e.V. fordert die Universitätsleitung der TU Darmstadt daher nachdrücklich auf, die geplante Schließung des Instituts für Angewandte Geowissenschaften zu überdenken und zurückzunehmen.
Schon unseren Newsletter abonniert? Fülle doch hier die Daten aus und erhalte monatlich neue Informationen

